Krise - Diesmal Erneuerung, Teil 3

 

29. Juni 2009 FP Deutschlands

von J. Hertrampf

 

3. Natürliche Technik schaffen

Es fällt den Regierenden in der BRD immer schwerer, ihre wahren Absichten zu verbergen. Sie sitzen zwischen den Stühlen: auf der einen Seite die Erwartungen des US-amerikanischen Weißen Hauses und auf der anderen Seite die misstrauischen Bürger im eigenen Land. In diesem Zwiespalt bewegen sie sich. Daraus resultiert ihre Unsicherheit, wenn konkrete Entscheidungen getroffen werden sollen. Das einzige, was sie ohne mit der Wimper zu zucken tun, ist, mit riesigen Geldmengen um sich zu schmeißen, mit der Beteuerung, dass das der richtige Weg sei, alles wieder ins Lot bringen lässt. Sie rechnen damit, dass der Bürger das toleriert und setzen voraus, dass er sich kein eigenes Bild machen kann. Bisher war es doch so, sagen die Politiker, dass Wirtschaft und Finanzsystem gut miteinander funktionierten. Und dieser Zustand müsse wieder hergestellt werden.

 

Allmählich leuchtet jedoch auch dem Gutgläubigsten ein, dass das Finanzsystem nicht die Wirtschaft zum Laufen bringt. Milliarden wurden in das Finanzsystem gepumpt und trotzdem dümpelt die Wirtschaft dahin. Die versprochene Initialzündung bleibt aus, aber die Folgen der vielen neuen Schulden stehen noch bevor. Was wird sein, wenn die Wirtschaft weiter an Tempo verliert, aber die Zinsen gezahlt werden müssen? W. Sinn, der Präsident des Ifo-Instituts, weiß die Lösung: Steuern erhöhen und Sozialleistungen kürzen. Das ist für einen Professor mager. Was bleibt aber anderes übrig, wenn man an der politischen Richtung festhält?

Die Politiker wissen, dass die Zukunftsängste der Bürger begründet sind und sich verstärken. Das Leben wird teurer, denn die Preise und Abgaben ziehen stetig an. Und es treibt sie die Frage um nach dem eigenen Überleben. Also beschwichtigen sie und warnen vor Panikmache. Gewerkschaftsführer fordern gleich mal Konjunkturprogramme von 100 Milliarden Euro, natürlich auf Kredit, strenge staatliche Regulierung der Finanzmärkte und ein soziales Europa – also alles regierungskonforme Forderungen. Es scheint so, dass man die Probleme beherrscht und die Bürger sicher behütet sind. Trotzdem können die Politiker den Mitgliederschwund in ihren Organisationen nicht stoppen.


Der Glaube an die Selbstheilungskräfte ist eine neoliberale Mär. Die Krise kommt nicht von selbst zur Ruhe. Die Regierung müsste zielstrebig an die Wurzeln der Krise gehen, stattdessen lenkt sie hektisch Geldströme in Banken und Großunternehmen, die dann über die Landesgrenzen hinaus fließen und die amerikanischen und israelischen Kriegskassen auffüllen. Diese Fässer sind ohne Boden, weshalb es zu keiner Beruhigung oder gar Stabilisierung mehr kommt. Trotz der Krise laufen die Militäraktionen der USA und der Nato weiter. Auch diesmal sollen Krieg und Kriegswirtschaft der Wirtschaft Impulse verleihen. Die Rüstungsausgaben und die Rüstungsexporte florieren. Doch gerade dieser Irrweg muss verbaut werden, damit die Entwicklung zu ihrem wahren Ausweg findet. Mit Sicherheit werden die Zinsen für die neuen Kredite fällig. Ein Ende der Verschuldung und der Zinszahlungen ist nicht abzusehen. Das Gerede, dass die Krise auch eine große Chance darstellt, ist ein Versuch, ihren Charakter zu beschönigen, denn was eine Chance enthält, ist eigentlich etwas Positives. Wenn sie nicht wahrgenommen wird, dann liegt es am Unvermögen der Menschen. Nicht die Krise ist dann das Problem, sondern das Unvermögen der Menschen, die Chance zu nutzen. Doch: Die Krise enthält keine Chance und ist keine Chance, sondern, sie enthält tödliche Auswirkungen. Sie zerstört massenhaft Existenzen und untergräbt den sozialen Zusammenhalt. Hier von Chance zu sprechen, ist zynisch. Was eine Chance enthält, muss sich entfalten können. Mit solchen Aussagen soll nur der Eindruck erweckt werden, die Politiker würden die Chance nutzen. Ihre „Rettungsaktionen“ werden unter ein positives Vorzeichen gesetzt. Es sind aber ganz andere finanzwirtschaftliche Konsequenzen zu ziehen und realwirtschaftliche auch. Die Struktur der Realwirtschaft ist nicht zukunftsorientiert.


Die Bürger sind daran interessiert, dass die Realwirtschaft funktioniert. Offensichtlich müssen hier tiefgehende Korrekturen vorgenommen werden, denn die Realwirtschaft ist stehengeblieben. Sie schöpft nicht die Möglichkeiten des dritten technischen Typs aus. Sie benötigt dringend eine Neuorientierung, die aber von der Finanzwirtschaft mit ihrer gebrauchswertfreien Profitjagd verhindert wird. Die Finanzwirtschaft orientiert in Richtung Kostensenkung, Konzentration, Zentralisation und letztlich Globalisierung, also nicht auf technisches Neuland. Sie hat eine ganz andere Sehweise auf die Gesellschaft. Die Aussagen der Politiker und Finanzökonomen, dass die Realwirtschaft über die Finanzwirtschaft wieder anspringt, weswegen die Geldströme in sie gerechtfertigt seien, diese Aussagen sind nachgewiesenermaßen falsch. P. Bofinger, einer der sogenannten Wirtschaftsweisen, fordert bessere Verkehrsregelungen für die Geldströme: eine globale Banken-Schufa, staatliche Rating-Agenturen und verschärfte Eigenkapitalregelungen, also alles in allem eine strengere Wächterrolle des Staates. Er lässt die Frage offen, warum der Staat bisher versagt hat? Er tut so, als sei der Staat eine unabhängige Institution. Er stellt weiterhin nicht die Frage, warum überhaupt ein solches Ungeheuer, wie das Finanzsystem es ist, kontrolliert werden soll, obwohl es doch gar keinen Nutzen bringt? Der Haken ist doch, dass man dieses Reptil erhalten will, was nicht nur immensen Aufwand bedeutet, sondern zudem noch unnütz ist. So sehr diese Herren sich Konstruktionen ausdenken und vor dem Finanzsystem liebedienern, so still werden sie, wenn sie Antwort geben sollen auf die Frage, wie die Schuldenbelastung beseitigt werden soll, ohne dabei dem Bürger das Fell über die Ohren zu ziehen. Da schweigt des Sängers Höflichkeit, denn als böser Bube will keiner von ihnen in der Öffentlichkeit dastehen, obwohl sie es sind, denn sie dienen dem Mammon und nicht dem Bürger, der ihnen mit seinen Steuern regelmäßig das monatliche Gehalt zahlt. Sie können sich noch so kluge Finten ausdenken, sie können die Wirklichkeit aber nicht wegdiskutieren.


Finanzwirtschaft und Realwirtschaft sind nicht nur zwei verschiedene Bereiche, sondern die Finanzwirtschaft behindert die Realwirtschaft. Eine solche Feststellung ist natürlich für die Chefökonomen der Banken und Wirtschaftsinstitute eine Ungeheuerlichkeit. Mehr noch, indem die Geldwirtschaft gestärkt wird, wird die Realwirtschaft untergraben, denn sie erwirtschaftet das Geld, welches als Zins abgeführt wird und ihrem Kreislauf verloren geht. Beide stehen im Konflikt zueinander. Die Realwirtschaft schafft die materiellen und geistigen Lebensgrundlagen der Menschen. Alle Produkte, ob materielle oder geistige, die zum Austausch kommen, bilden den Gesamtkomplex der Realwirtschaft. Dafür wird keine darüber schwebende Finanzwirtschaft benötigt. Diese Oberhoheit der Finanzwirtschaft ist gegenwärtig der schwerwiegendste Systemdestabilisator. Sie ist das wirksamste Herrschaftsmittel des heutigen Kapitalismus, die Vollendung des Herrschaftsprinzips der Zivilisation. Die Geldherrschaft kann nicht sozial gestaltet werden, indem ihr Verkehrssystem korrigiert wird. Sie wird nur umso perfekter funktionieren. Die Geldherrschaft muss demontiert werden, damit die Realwirtschaft ihren Zweck erfüllen kann. Der Mensch muss sich in der Natur immer besser einrichten, in Symbiose mit Tier und Pflanze leben. Und dabei ist das irre Streben nach finanzwirtschaftlichem Profit hinderlich. Der Mensch braucht die Finanzwirtschaft nicht, um sein neues Leben einzurichten. Warum soll er sich ständig mit ihren störenden Einflüssen herumschlagen, anstatt sie gleich zu eliminieren? Die Zukunft gehört einer aufblühenden, vielfältigen und einfallsreichen Realwirtschaft, die zweckgerichtete materielle und geistige Produkte schafft. Der Finanzkapitalismus ist kein Ideengeber, sondern ein lästiger Parasit.

 

Die Empörung der Bürger über die Krise führt mitunter zu Reaktionen, die nicht den realen Möglichkeiten entsprechen. Möglich ist nicht die Verwirklichung von Wunschvorstellungen, zu denen die Vorstellung eines bedingungslosen Grundeinkommens gehört. Solche Vorstellungen sind auch keine nützlichen Impulsgeber, weil man sich von ihnen baldigst lossagen muss, will man ein Fiasko vermeiden. Man muss also unterscheiden zwischen dem Machbaren und dem Irrealen, denn ein Eingriff in gesellschaftliche Vorgänge ist ein höchst sensibles Unternehmen. Die Frage ist nicht, was man alles machen könnte, sondern, was aus dem Vorhandenen zweckvoll gemacht werden kann. Wer das Vorhandene generell verwirft, der verlässt den Boden der Wirklichkeit. Die Reform als Weg zur Veränderung beinhaltet ja gerade, dass das Vorhandene nicht ignoriert, sondern modifiziert wird. Wir leben heute unter kapitalistischen Bedingungen. Eine Reform muss an dieser Tatsache anknüpfen, muss auf die Wandlung bestimmter Seiten des Kapitalismus ausgerichtet werden. Eine solche Reform ist aber mehr als das Aufspannen eines sozialen Rettungsschirmes. Ein absolutes Verwerfen des Kapitalismus ist unproduktiv. Wer heute den Kapitalismus abschaffen will, der stellt eine unlösbare Aufgabe, der erweckt trügerische Hoffnungen, die letztlich wieder in Enttäuschungen enden. Letztlich geht es um die Befreiung und um Korrekturen der Realwirtschaft, denn sie ist es, die das Leben der Menschen ermöglicht. Das ist kein Opportunismus, keine Unterordnung unter das Gegebene, sondern ein Zurkenntnisnehmen des Vorhandenen. Das ist die einzig realistische Verhaltensweise. Wenn die Zukunft eine unbekannte Dimension ist, dann ist es angebracht, wenn man diese mit Vorsicht betritt.


Die technischen Voraussetzungen ermöglichen heute eine Umorientierung der Handlungsstrukturen. Dort, wo früher eine höhere Effizienz nur durch Vergrößerung des Wirkungsfeldes möglich war, durch Hinzuführung immer neuer Energieströme, dort gibt uns heute die Technik die Voraussetzungen, die Effizienz gerade durch eine Verkleinerung zu erreichen, auch bei Verringerung des Energieaufwandes, also maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln. Es besteht die Möglichkeit, dass Produzent und Konsument wieder näher zueinander rücken, ohne dabei an Entfaltungsfreiheit einzubüßen. Im Gegenteil, das Zusammenrücken schafft neue subjektive Energiebündel, vergrößert die Freiheit der Subjekte. Der Zuschnitt der energetischen und Steuerungssysteme wird individueller, fallbezogener und gleichzeitig in seinen Wirkungsbereichen größer. Mit einem Handy kann mühelos unmittelbar bis an die gegenüberliegende Stelle der Welt telefoniert werden. Es erleichtert die Kommunikation und vergrößert den Informationsradius. Sagen wir es so: Wir stehen am Anfang einer grundlegenden technischen Umrüstung der gesamten Lebenswelt des Menschen. Seine gedankliche Universalität und Immaterialität wird praktisch. Was er in Gedanken kann, wird real möglich. Aus der technischen Makrowelt wird eine technische Mikrowelt, die rationeller und flexibler ist als die bisherige. Und nicht nur das. Diese Welt ist nicht nur kleiner dimensioniert, sie wird auch auf die Anlagen und Bedürfnisse des Menschen spezieller zugeschnitten sein, Technik nach Maß. Sie wird in ihrer Form viel differenzierter sein als heute, sodass auch von hier aus von einer gleichmacherischen Wirkung der Technik nicht mehr gesprochen werden kann. Aber die Technik muss ja noch anderen Besonderheiten Rechnung tragen.


Die Mikronisierung der Technik lässt neben der Individualisierung auch eine gezielte Ausrichtung auf die biologischen Kreisläufe zu. Das ist unbedingt zu beachten, weil das Überschreiten der Zivilisation nur erfolgreich sein kann, wenn der Mensch den Zweck seiner Tätigkeit auf die Erhaltung und Reproduktion der Natur ausdehnt. Allein diese Aufgabe ist mit den bisherigen technischen Dimensionen nicht zu erfüllen. Der Lebensraum von Tier und Pflanze ist nicht etwas Abstraktes, sondern jeweils auf das bestimmte Wesen zugeschnitten. Tier und Pflanze haben sich nicht einfach dem menschlichen Maß unterzuordnen. Mit dem technischen Fortschritt sollen sie nicht immer effektiver beherrscht werden, so wie das heute noch praktiziert wird. Aber sie bleiben von der Wirkung des Menschen auf sie auch nicht völlig unberührt. Sie bleiben nicht in ihrem ursprünglichen Naturzustand. Der Mensch ordnet sich dem nicht unter, wie er selbst ja auch seine Konstitution im Verlaufe der Zeit verändert hat. Hier einen Stillstand zu fordern, ist irreal. Was heute global-technisch praktiziert wird, steht damit im krassen Widerspruch. Mensch, Tier und Pflanze werden durch die heutige Technik entfremdet, denn diese ordnet sich das Lebendige unter, sieht in ihnen nur verwertbare Dinge. Ein Tier, welches nur als Lieferant von Fleisch oder Fell dient, befindet sich in einem entfremdeten, in einem unfreien Zustand zu sich selbst, ihm ist seine spezielle, selbstbestimmte Lebensfreiheit genommen. Ein solches Tier ist nur Produktionsmittel für den Menschen. Nicht nur der Mensch leidet unter den Herrschaftsbedingungen der Zivilisation. Sie machen auch den Tieren und den Pflanzen zu schaffen. Das lebendige Subjekt ist heute nur eine Station in einem technischen Ablauf.


Die Abkehr vom Globalismus ist die eine Seite. Die andere Seite ist die Schaffung von kleinen geschlossenen Kreisläufen, einer Hierarchie von Kreisläufen, die auf einem festen Fundament steht. In der Richtung muss das schöpferische technische Denken verlaufen. In der Richtung wird Unternehmertum gebraucht und werden Arbeitsaufgaben geschaffen. Hier liegt eine große Nachfrage vor, weil diese technische Ausrichtung auf der Linie der individuellen Unabhängigkeit und Selbständigkeit liegt. Diese kleinen Kreisläufe sind nicht bloß klein und übersichtlich und damit identitätsstiftend, auf Grund ihrer Dimension, sondern sie beziehen auch Pflanze und Tier ein. Sie sind stabile, komplexe Lebenswelten, also reproduktionsfähig. Diese kleinen Kreisläufe sind Lebensgemeinschaften, die aber nur funktionieren, wenn alle Wirkungsbedingungen sich in einem freien, harmonischen Zusammenspiel befinden.


Wir müssen fragen, was kann von der Realwirtschaft, unabhängig von der Eigentumsform, nicht die Eigentumsform ist der Fixpunkt, erhalten und was muss verändert werden. Die Sanierung der Realwirtschaft ist also eine Befreiung von anachronistischen Merkmalen. Dafür kann es kein konkretes Vorbild geben, Befreiung heißt nicht lediglich theoretisch begründete Aussonderung, sondern, der wirkliche Gestaltungsprozess ist eine schöpferische Aufgabe, ist eine unternehmerische Aufgabe. Befreiung ist Neugestaltung von Vielfalt. Dieser Unternehmer entscheidet nicht als einzelner Privater, sondern er ist der Arrangeur des kollektiven Subjekts, der Dirigent eines ganzen Ensembles. Der Unternehmer spielt eine neue Rolle. War er bisher nur indirekter kollektiver Gestalter, der seine Idee verfolgte und damit Gesellschaft schuf, so wird er es nun in direktem Sinne, insofern er einen geschlossenen Kreislauf konzipiert bzw. sich in ihm einordnet. Er ist Produktschöpfer, aber dieses Produkt verkörpert ein soziales Ensemble, denn seine Nutzung hat andere Nutzungen zur Folge. Insofern ist er Sozialschöpfer. Er war dies bisher schon, aber nicht zweckbewusst. Damit hört die Arbeit auf, ein Akt der Entfremdung zu sein. Das Produkt ist Resultat eines selbstbestimmten, koordinierten Arbeitsprozesses. Der Produzent liefert es nicht ab, er bietet es an. Die Entfremdung, wie wir sie in der klassischen privatkapitalistischen Produktion antreffen, wird überwunden. Wie früher der Handwerker sein Produkt anbot, so wird unter den modernen technischen Bedingungen der Produzent wieder sich mit dem Produkt identifizieren und sagen: Das habe ich geschaffen – für euch. Nein, der Handwerker wollte nicht Profit machen, er war für die Gemeinschaft da. Die Seele des privatkapitalistischen Unternehmers war dagegen schon gespalten. Hinzukommt beim neuen Unternehmer die Gewissheit, dass mit seiner Identifikation auch Pflanze und Tier in einer ihnen gemäßen Umwelt leben.

 

Der Anspruch des Menschen, seine Individualität auszubilden, dieser Anspruch gilt auch für Tier und Pflanze. Der Einzelne lebt in der Gesellschaft, die ein Fluss ist aus allen belebten Wesen. Jedes von ihnen trägt in seiner Zeit alles mit. Sie alle zusammen sind eine große Gemeinschaft von Zeitgenossen, stehen in einem großen System. Je weniger das System durch interaktive Kommunikation zustande kommt, desto mehr wird es als äußerlich, zwanghaftes empfunden. Je intensiver die gegenseitige Information ist, desto stabiler ist das System. Der Grad der Gemeinschaftlichkeit ist also von der Informationsdichte abhängig. Bisher kann man von einer biotischen Gemeinschaft in dem Sinne nicht sprechen, es ist ein Nebeneinanderherleben. Die neue Gemeinschaft von Mensch, Tier und Pflanze kann nur, wir sagten es schon, durch einen umfangreichen Informationsaustausch zustande kommen. Wenn also der Unternehmer ein Produkt herstellt, dann liegt ihm eine riesige Informationsmenge zugrunde, denn sein Produkt muss für alle nützlich sein, muss allen ein Stück mehr Freiheit, mehr Identität bieten. Der Zweck ist dreidimensional: Mensch, Tier, Pflanze. Es ist klar, dass hier ganz andere unternehmerische Fähigkeiten gefordert werden als heute.


Was gebraucht wird, ist das gebrauchswerteschaffende Unternehmertum in der gesamten materiellen und geistigen Realwirtschaft, deren Produkte die Menschen untereinander austauschen, ein werteschaffendes Unternehmertum, welches die Vorzüge des dritten technischen Typs voll ausschöpft und auf ihnen beruht. – Die dafür geistige Grundlage ist nicht nur rational. Man kann davon ausgehen, dass das ästhetische Erlebnis eine grundlegende Komponente gemeinsamen Handelns ist.


Der Staat schafft für alles Rahmenbedingungen. Er muss sie auch schaffen für die Erneuerung. Und das gelingt ihm, wenn seine Handlungen den Volkswillen verkörpern. Eine konkrete Determination individueller Handlungen durch den Staat ist das nicht. Die Rahmenbedingungen sind Prinzipien. Das ist etwas anderes, als die mitunter erhobene Forderung, die Gesellschaft müsse von Fachleuten, von Spezialisten, organisiert werden. Diese Spezialisten werden nie die Richtung herausfinden, die sich aus dem schöpferischen Zusammenspiel aller ergibt. Die Rationalität der ganzen Gesellschaft ist das Resultat aller. Jede andere Rationalität wäre Herrschaftsform, die nicht von der Freiheit und Verantwortung aller getragen wird. Wir können uns heute diese neue Gesellschaft nur in den uns geläufigen Kategorien und Strukturen vorstellen, also Produktion, Bildung, Kunst, Staatspolitik usw. Doch die tatsächliche zukünftige Wirklichkeit wird anders aussehen. Das war immer so. Wir dürfen dieses Anderswerden als unsere Vorstellungen sind, nicht unterdrücken oder als Abweichung bekämpfen, sondern wir müssen ihm freien Lauf lassen. Deshalb können wir nur betonen, dass wir nach vorn offen sind, ohne vorgefasstes konkretes Vorbild.


Volkssouveränität und technische Moderne, das gilt nicht nur für die Wirtschaft, das sind die beiden Bedingungen der ganzen künftigen Lebensweise. Das filigrane Gewebe zwischen Volkssouveränität und technischer Moderne, energetisch-rationell, individuell-freiheitlich und ökologisch-umfassend, ist durch die individuellen Zwecke geprägt. Das gesellschaftliche Interesse und der individuelle Zweck fließen in der Leistung zusammen. Und diese muss in der Anerkennung durch die Gemeinschaft bestätigt werden. Wer die Freiheit aller vergrößert, der muss Zustimmung erfahren. Eine andere Quelle des Wohlstands, des Wohlbefindens, als die Leistung aller gibt es nicht. Das heißt aber auch, dass der Zugang zu den natürlichen Ressourcen kein Privileg sein darf. Die Ungleichheit durch die Zufälligkeit der Verfügbarkeit ist eine ungerechtfertigte Bevorzugung. Wenn diese Freizügigkeit nicht besteht, dann ist eine Voraussetzung für die Freiheit des Einzelnen, also seine besondere subjektive Äußerung nicht gegeben.


Die Erde gehört allen Menschen, unabhängig von jeder Untergliederung. Sie gehört aber auch allen Tieren und Pflanzen. Wer sich einer Gemeinschaft anschließt, möchte an ihrem Wohlbefinden teilhaben und muss dieses vermehren.
Jedes Wesen wird sich dort ansiedeln, wo es die ihm adäquatesten Lebensbedingungen findet. Das ist das zentrale Kriterium der Zugänglichkeit für alle und alles.