Bemerkungen zu einem Interview mit Franz Hörmann in: „der Standard.at“ vom 13.10.2010

Das Geld ist theoretisch kaum erschlossen, schon allein deshalb sind Aussagen darüber von grossem Interesse. Es wird meistens äusserlich behandelt, Bewegungsabläufe werden beschrieben, was uns aber nicht weiterhilft, wenn es um die Erneuerung der Gesellschaft geht.

 

 

 

Die Erfindung des Geldes ist eine der grössten sozialtechnischen Errungenschaften der Zivilisation.

 

Es fungiert nicht nur als allgemeines Tauschmittel, sondern auch als Leistungsmaßstab, als Wachstumsbedingung und vor allem als gesellschaftliches Ordnungsmittel.

 

 

 

Diese Funktionen existieren nicht nebeneinander, sondern gleichzeitig. Das Geld, wie es uns heute bekannt ist, war Voraussetzung für die stürmische wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung in der Zivilisation, stürmisch, verglichen mit der vorangegangegengen Entwicklung. Deshalb ist es um so überraschender, wenn Hörmann sagt: Alle Währungen werden verschwinden, weil sie technisch nicht mehr funktionieren können. Offen bleibt allerdings, welche Gründe es sind, die zu den Funktionsstörungen führen. Es ist klar, dass die Raffgier von Banken und die Zahlungsunfähigkeit amerikanischer Hausbesitzer nicht die eigentlichen Gründe sein können.    

 

Was schlägt er an Stelle der bisherigen Währungen vor? Wir brauchen mehrere unabhängige Rechnungskreise in Form spezialisierter elektronischer Gutscheine. Um die Grundversorgung der Menschen abzudecken, wie Wohnraum, Energie, Lebensmittel usw., könnte man eine Inventur in den einzelnen Ländern aller verfügbarer Ressourcen und des Bedarfs machen. Dann wäre es notwendig, die vorhandenen Ressourcen pro Kopf so zu verteilen, dass für den Basislebensstandard alle versorgt sind. Aber was sind diese Gutscheine anders als eine andere Form von Geld, welches nicht allgemeines Tauschmittel ist, sondern sich eben auf bestimmte Güter beschränkt. Das heisst, die indiviuelle Freizügigkeit würd zugunsten eines Zuteilungssystems eingeschränkt. Das wäre ein fataler historischer Rückschritt, mehr noch, das ist eine Form der Abschaffung des Geldes. 

 

Dass das Geld allgemeines Tauschmittel ist, wurde dem Geld in der Geschichte wiederholt angelastet. Das Geld wurde als Quelle vieler Übel der Gesellschaft angesehen. Seine Abschaffung schien daher eine Voraussetzung für eine gerechte Gesellschaft zu sein. K. Marx sah die Gefahren, die von dem allgemeinen Tauschmittel ausgingen, aber er schloss sich nicht der Auffassung an, das  Geld abzuschaffen, wie von den utopischen Sozialisten um W. Weitling und später von den Anarchisten gefordrt wurde. Für Marx lag die Lösung des Problems in der Vergesellschaftung der Produktionsmittel. Das Geld würde zwar später verschwinden, aber man sollte es nicht abschaffen. Für eine Erneuerung des Geldsystems gab es deshalb aus seiner Sicht keinen Grund. Er liess das Geld unangetastet. Es war ein notwendiges Übel, das in der sozialistischen Gesellschaft genutzt werden musste. Somit war es ein Beispiel dafür, wie die alte Gesellschaft noch lange Zeit in die neue hineinreichte. Als dann der Sozialismus real umgesetzt wurde, bestand zum Geld stets ein  widersprüchliches Verhältnis, es wurde dirigistisch gehandhabt. Es war nur Hülle der Produkte, die dem Sozialismus vom Wesen her fremd war. Eine produktive Eigenfunktion des Wertes wurde in Abrede gestellt. Die Wertgrösse wurde auf die Zeitmenge reduziert, wobei zwischen einfacher und komplizierter Arbeit unterschieden wurde. Der Wert als subjektiver Stimulus, wie er sich in  Ange-bot und Nachfrage äussert, wurde nicht zur Kenntnis genommen. Diese Ignoranz führte dazu, dass das Geld praktisch und theoretisch für die Erweiterung der Freiheit des Individuums keine Rolle spielte. Das Geld hatte einen Makel, der in der neuen Gesellschaft möglichst zurückgedrängt werden musste. So war der Untergang des Sozialismus auch eine Folge des Unvermögens, mit dem Geld auf neue Weise umzugehen. Er besass keine eigene Geldtheorie, geschweige denn eine neue Geldwirtschaft. In Geldfragen hatte er stets Komplexe. Er erkannte, dass eine Fortsetzung der bisherigenn Geldwirtschaft Kräfte wachrief, die unweigerlich zu einer Belebung der kapitalistischen Unternehmertums führten  (NÖS und NÖP in der Sowjetunion bzw. in DDR). Deshalb die feind-selige Assoziation des Geldes mit der kapitalistischen Ordnung. Das Geld enthielt faktisch in seinem Gen das kapitaltische System. Es war kein passives Relikt der alten Gesellschaft, dessen man sich nicht entledigen konnte, weil man es als Hülle brauchte, sondern es erzeugte ein Eigenleben, das sich gegen die zentrale Steuerung sträubte. Diese negative Haltung zum Geld war ein so schwerwiegender Fehler, dass man sagen kann, allein daran musste der Sozialismus scheitern.

 

 

 

Zurück zum Interview. Wenn man das bestehende Geldsystem kritisiert und Vorschläge für seine Umgestaltung machen will, dann ist die Aufdeckung der Ursache des Widerspruchs eine zwingende Forderung. Warum ist ein neues Geldsystem überhaupt notwendig? Hörmann gibt hierauf keine befriedigende Antwort: Die Währungen seien technisch nicht mehr funktionsfähig. Doch warum sind sie es nicht? Weil wir aus Sicht der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften Modelle verwenden, die auf die alten Römer zurückgehen. Also überholte Modelle? Doch was macht diese Modelle zu Ladenhütern? Wenn das heutige Geldsystem überholt ist, dann offensichtlich deshalb, weil die technischen Bedingungen sich so verändert haben, dass dieses System den Fortbestand des Menschen und der natürlichen Evolutuionsbedingungen, belebte und unbelebte Welt, gefährdet. 

 

 

 

Das neue Geldsystem muss ein neues Interesse ausdrücken, es musss einen neuen gesellschaftlichen Sinn haben. Gemeint ist damit der neue Gegenstand menschlicher Tätigkeit der in der Antwort auf die Frage zum Ausdruck kommt, was die Gesellschaft mit ihrer ganzen Tätigkeit bewerkstelligen will. Das Geldsystem ist also determiniert durch den allgemeinen Gegenstand der Tätigkeit. Es muss sichern, dass die Gesellschaft in ihrem Tun diesen Zweck erreicht. Dem Zweck entspricht das Mittel, es läuft nicht nebenher. Und hier geht es um die Renaturierung des Menschen - die heutige Technik zwingt den Menschen, Verantwortung für die belebte und die unbelebte Natur wahrzunehmen. Er kann nicht mehr nur sein Interesse verfolgen, sich grössere Freiräume zu verschaffen. Im Vergleich zur vorzivilisatorischen Gesellschaft sind diese in der Zivilisation grösser, wenngleich durch das dominierende Herrschaftsprinzip beschränkt. Innerhalb der Zivilisation waren die Frei-räume ungleich verteilt. In bezug auf die Natur wurde dieser überhaupt kein eigener Anspruch  zuerkannt. Die Beherrschung der Natur war eine Selbstverständlichkeit. Der Mensch verstand sich als Zweck der Natur oder Gottes. Diese Zwecksetzung war mit der vorherrschenden Technik in der  Zivilisation vereinbar. Nun ist sie es nicht mehr. Die heutige Technik ist es, die des Menschen Selbstherrlichkeit verbietet. Er muss sich auf Grund dessen als Mittel der Natur verstehen, wenn er sich erhalten will. Der Mensch als Selbstzweck ist nicht länger statthaft. Daher kann die freie Indiviualität, also die Gleichverteilung der Freiräume in der Gesellschaft, nicht sein Ziel, sondern muss sein Mittel sein. Anders ist die neue Aufgabe, für alles Verantwortung zu tragen, nicht zu meistern. Dieser übergeordnete Zweck muss der bestimmende Gedanke eines neuen Geldsystems sein. Doch bei Hörmann fehlt die grundlegende Neuorentierung.

 

 

 

Anerkennt man den neuen Zweck, dann bleibt immer noch die Frage, wie dieser umgesetzt werden soll. Geld ist ein Organsationsmittel, dass sich in der Zivilisation anders darstellt als in der nachzivilisatorischen Zeit. Herrschaftsmittel ist es dann, wenn es als privates Instrument genutzt wird, um persönlichen Freiraum zu Lasten anderer zu erweitern.

 

 

 

In der nachzivilisatorischen Ordnung muss an Stelle der Herrschaft eine anderes Prinzip gerückt werden, das auch für die Geldwirtschaft gilt. Ein Staat müsste sein Geld eigentlich selbst erzeugen, und zwar basisdemokratisch. Fürmann sagt nicht, worin die neue Qualität eines solchen staatlichen, basisdemokratisch geschöpften Geldes liegt. Das ist nicht lediglich eine Formsache, sondern hat einen Inhalt. Indem es dem privaten Kommando entzogen wird, kann Geld auch für die neue Zwecksetzung genutzt werden. Das Geld muss einem neuen Zweck dienen und dieser neue Zweck wird möglich durch die  direktdemokratische  Organisation der Geldwirtschaft. Die Kritik richtet sich nicht dagegen, dass die Banken „Geld aus Luft“ erzeugen. Das war immer der Fall. Auch künftig ist Geld ein vom Menschen geschaffenes Mittel, um gesellschaftliche Beziehungen zu organisieren. Die Frage ist vielmehr, in welchem Interesse diese Beziehungen hergestellt werden, durch eine Privathand oder durch die Gemeinschaft. Diese Gemeinschaftsinteresse im neuen Geldsystem ist der Dreh- und Angelpunkt.  

 

 

 

Wenn die heutigen Geldtechniken nicht mehr funktionieren, dann deshalb, weil sie dem heutigen technischen Umständen nicht mehr entsprechen, weil sie zu Entgleisungen führen, die das menschliche und das natürliche Dasein tödlich untergraben. Erneuerung ist ein gesellschaftliches Motiv, das letztendlich streng auf den technischen Fortschritt zurückgeführt werden muss. Die ethisch-sozialen Kategorien der Zivilisation - und dazu gehört die soziale Gerechtigkeit - sind Reflexe, die nur scheinbar über sie hinausreichen. Die aus ihnen abgeleiteten praktischen Konzepte sind Utopien. Das traf auch für den Sozialismus zu, obwohl er gerade ein wissenschaftliches Gesellschaftskonzept sein sollte. Dass ihm das nicht gelungen ist, spricht nicht gegen seinen Anspruch.  

 

 

 

Ein besonderes Problem ist der Zusammenhang zwischen Geld und Subjekterweiterung, also die Rolle des Kredits. Ohne Kredit geht es nicht, wenn Geld tatsächlich an die Entwicklung der Subjektivität gebunden ist - ohne Geld also keine freie Individualität. Da die Kreativität in der künftigen Gesellschaft grösser sein wird, als in der heutigen, infolge der Automatisierung intellektueller und materieller Prozesse, ist die theoretische und praktische Beherrschung des Kredits von grosser Bedeutung. Was ist der Kredit? Kann in einer künftigen Gesellschaft der Kredit ein der Gesellschaft entzogenes Geld sein? Oder ist er neu geschöpftes Geld? Aber wenn er neu geschöpftes Geld ist, wie kann er dann als Tauschmittel fungieren, ohne das Gleichgewicht zwischen Geldmenge und Preissumme zu stören? Die Stabilität der Kaufkraft ist ein Existenzmerkmal der künftigen Gesellschaft, das durch den Kredit nicht in Frage gestellt werden darf.  

 

 

 

Welche Kriterien sind künftig an den Kredit zu stellen? Förmann stellt sich diese Frage nicht. sondern er löst die Sache gleich praktisch, indem er auf den Kredit bei den Chinesen verweist. Die Chinesen machen es richtig. Sie picken sich aus den beiden politischen Systemen jeweils die Rosinen raus und sind offenbar so flexibel zu sagen: Das, was in unserem alten System gut funktioniert hat, behalten wir bei. Und das, was im kapitalistischen System gut ausschaut, das übernehmen wir. Die Rosine aus dem kapitalistischen System ist die Geldform. Die Rosine aus dem chinesisch-sozialistischen System ist das niedrige Niveau bzw. überhaupt das Erlassen des Zinses bzw. der Rückzahlbarkeit des Kredits. Die chinesische Geldwirtschaft war anfangs utopischen Vorstellungen verhaftet. Mao Tse-tung träumte noch von der Abschaffung des Geldes. Und die Rückzahlbarkeit eines Kredits eines staatlichen Betriebes an eine staatliche Bank wurde nicht als erforderlich angesehen, eben weil es ein Geldverkehr innerhalb des Staatseigentums war, faktisch eine innerbetriebliche Rechnungsführung. Die Vergabe zinsloser Darlehen heute an Entwicklungsländer hat mit utopischen Ideen nichts zu tun, sondern ist oft mit Abbaurechten in den betreffenden Ländern verbunden, also auch einer Art von Zins. Mit dem Übergang zur sogenannten sozialistischen Marktwirtschaft nahm das chinesische System von utopischen Ideen endgültig Abschied.

 

 

 

Die Chinesen haben noch keinen neuen Typus von Geldwirtschaft. Sie bedienen sich mit grossem Geschick der vorhandenen Möglichkeiten. Hörmann lässt sich offensichtlich von der hohen Pros-perität der chinesischen Wirtschaft  täuschen. Dass bei einem niedrigem Ausgangsniveau eine zentralistisch geführte Wirtschaft hohe Zuwächse bringt, das hat seinerzeit schon die Sowjetunion bewiesen. Problematisch wird es für eine Kommandowirtschaft, wenn ein bestimmter Sättigungsgrad in der Konsumtion erreicht ist und sich die Bedürfnisse differenzieren. Auch dafür lieferte die Sowjetunion und das ganze RGW-System den Beweis. China steht also vor dem künftigen Problem, in dem Masse, wie der technisch-wirtschaftliche Aufschwung vorankommt, die zentralistische Führung zurückzunehmen, wennn es solchen Komplikationen entgehen will.    

 

 

 

Die Chinesen haben keinen neuen Typ von Volkssouveränität, keine direkte Demokratie. Hörmann bemerkt nicht den Widerspruch, in dem er steckt, da er doch selbst die Basisdemokratie ins Spiel  gebracht hat. Die Abschaffung des Zinses als Steuerinstrument bringt nicht von sich aus ein basis-demokratisches Steuerinstrument hervor. Aber genau hier liegt der wunde Punkt. Wennn die Steuerung des Kredits nicht über den Zins erfolgt, hinter dem sich ein herrschendes Interesse verbirgt, dann muss etwas qualitativ Anderes her. Dass dies der Staat sei, reicht nicht aus, zurecht wird vom Staatskapitalismus gesprochen, der für das Individuum eine Fremdbestimmung ist. Es geht also um die Willensäusserung aller Indiviuen auch im wirtschaftlichen Bereich. 

 

 

 

Wer entscheidet über den Kredit? Das ist die Frage. Bei direkter Demokratie definieren die Bürger den Zweck des Kredits und bestimmen über die Kreditvergabe. Der Souverän stellt den Kredit zur Verfügung und er bewilligt den Kredit. Also kein Kredit ohne Zustimmung der Bürger. Stuttgart 21 kam bis zu diesem Punkt, der Souverän wollte mitreden. Er war nahe dran, aber dann verlief alles in alten Bahnen, unter aktiver Mitwirkung des Querdenkers und Attacisten H. Geißler.   

 

 

 

Gegenwärtig bewegen sich die Chinesen in den Mustern des alten Systems. Kann die Weisheit einer Partei den Volksverstand ersetzen? Nein. Trotzdem, niemand darf ihnen deshalb einen Vorwurf machen. Die chinesiche Führung muss dem Nachholebedarf Rechnung tragen. 

 

 

 

Die Schaffung eines neuen Typus von Volkssouveränität ist das Schlüsselproblem der Erneuerung, unabhängig vom jeweiligen Bereich. Die Bürger werden einen anderen Weg der technischen Entwicklung einschlagen. Eine direktdemokratische Vorgehensweise ist nicht nur ein formell anderer Vorgang, sondern wird andere Orientierungen hervorbringen. Noch gibt es kein Land auf der Erde, das diesen Weg eingeschlagen hat. Vom Entwicklungsstand her sind die westlichen Industriestaaten dafür prädestiniert, denn sie stehen unmittelbar an der Grenze der Zivilisation. Sie haben den zivilisatorischen Sättigungsgrad erreicht. Aber sie befassen sich mit anderen ingen. 

 

 

 

Von der Ausgabe zweckgebundener elektronischer Gutscheine bis zum bedingungslosen Grundeinkommen ist nur ein kleiner Schritt. Förmann bekennt sich zu diesem Einkommen und begründet es in der von G. Werner bekannten Weise. Solange Eigentümer etwas produzieren, damit Konsu-menten es gegen Geld kaufen, werden wir in absehbarer Zeit in einen Zustand geraten, wo die öffentliche Hand, die Gelderzeuger, die Konsumenten dafür bezahlen müssen, dass sie einkaufen gehen. Nur dann werden die Eigentümer noch ihre Gewinne erzielen können. Denn durch Arbeit in immer stärker rationalisierten und automatisierten Prozessen wird kein Mensch mehr sein Einkommen verdienen können. Also: Technischer Fortschritt verringert die bezahlte Arbeit, sodass die Menschen zunehmend auf Kosten der Gesellschaft leben müssen. Er zieht nicht in Betracht, dass die ganze Zivilisation hindurch der technische Fortschritt die Struktur des gesellschaftlichen Gesamtarbeiters verändert hat und durch die Automatisierung diese Umwälzungen in neuen Dimensionen erfolgen werden.

 

 

 

Der Freisetzungseffekt ist kein Übel, im Gegenteil, er ist eine Voraussetzung des Kulturfortschritts und damit für den Übergang in eine neue Gesellschaftsordnung. Technischer Fortschritt hat den Anteil an schöpferischer Arbeit vergrössert und damit den Zusammenhang zwischen Arbeit und Einkommen und den Arbeitsrythmus auf neue Weise reproduziert. Der Zusammenhang Arbeit - Einkommen steuert des Verhaltens der Produzenten aus. Er lenkt den Produzenten auf die Produkte und Leistungen, für die Bedarf vorhanden ist und für deren Herstellung er die meisten Voraus-setzungen mitbringt. Das bedingungslose Grundeinkommen löst diesen elementaren Zusammen-hang auf. Es ist nichts anderes als die Wiederholung utopisch-kommunistischer Vorstellungen, für die in Zeiten hoher Arbeistlosigkeit und sozialer Unsicherheit ein guter Nährboden vorhanden ist.  

 

 

 

Förmann sagt eine Umwälzung des Geldsystems innerhalb der nächsten drei Jahre voraus. Er erwartet einen Crash. Von demokratischer Position her ist ein Crash abzulehnen. Rechtzeitige Reformen statt Crash! Das sollte gefordert werden. Das liegt im Interesse des Souveräns. Das ist die richtige Aufgabenstellung, weil ein Crash mit grossen Entbehrungen für die Bürger verbunden ist. Ausserdem: Liegen denn die gültigen Lösungen bereit, die nach dem Crash umgesetzt werden könnten? Niemand kann so vermessen sein. Ein solcher Vorlauf existiert nicht und kann nicht existieren. Das wäre auch undemokrtaisch. Die Lösungen müssen von denen erarbeitet werden, die mit ihnen leben werden. Die neue Ordnung ist nicht eine reformierte Ordnung, sondern eine sich permanent reformierende Ordnung. Wer auf einen Crash setzt, der denkt in alten Klischees. Gesetzt den Fall, er kommt zum Crah, dann bedeutet das, dass die Demokraten wieder versagt haben, wie schon im zwanzigsten Jahrhundert.  

 

Was die Perspektive der Menschheit angeht, wiederholt Hörmann die herrschende Auffassung. Globalisierung richtig verstanden, bedeutet, dass es keine Standortpolitik mehr gibt. Es gibt nur einen Standort, und das ist der Planet Erde. Und es gibt auch nur eine Nation, das ist die Menschheit. Da hilft auch nicht, wenn er dazusetzt: Diese ist natürlich vielfältig, und muss liebevoll und empathisch miteinander kommunizieren. Der technische Fortshritt, insbesondere die Informations- und Kommunikationstechnik werden eine nie gekannte Differenzierung von Lebensräumen und Betätigungsfeldern zulassen, ja erfordern, damit der Mensch überhaupt seiner Aufgabe gerecht wird. Das differenzierte Herangehen ist nicht ein Zugeständnis an eine Realität, sondern ein Wesenszug richtigen Handelns, weswegen die Eurokraten und eigentlich alle imperialen Ordnungshüter keine Perspektive haben.     

 

Bei der Schaffung eines neuen Geldsystems ist Vorsicht angebracht. Am besten beherrschbar dürften Prozesse im nationalen und regionalen Rahmen sein, also nicht weltweite Vorhaben. So kann das Risiko klein gehalten werden. Jedes Land, jedes Volk, versucht seinen Weg zu finden, bei gegenseitiger offener Information und bei internationalem Warenaustausch. Wozu bedarf es da einer steuernden Weltzentrale? Die neue Ordnung muss sich bilden können. Ganz auf Abwegen sind diejenigen, die in die alte Ordnung mehr Gerechtigkeit bringen wollen, indem sie stets neue marginale Mittel ersinnen. Damit wird die  alte Ordnung nicht gerechter, sondern aufwendiger. Es wird nur das Gegenteil erreicht.

 

 

 

Als nächstliegende praktische Schritte sind anzusehen: Abschaffung der EU und des Euro, Schuldenmoratorium, Einführung von Volksabstimmung. Das sind Forderungen, vor denen selbst oppositionelle Demokraten erschrocken zurückweichen. 

 

 

 

Eine Umwälzung steht bevor, die grösste in der Geschichte, die von den Menschen weitgehend zeitgleich und ohne blutige Auseinandersetzungen vollzogen wird. Oft wird über das mangelnde Tempo geklagt - oft wird gefragt, warum die Bürger nicht massenhaft auf die Strasse gehen, um den Wandel herbeizuführen. Aber sind die Voraussetzungen gegben? - das Bild von der Zukunft, das Wissen vom Anfang und die führenden Köpfe. 

 

 

 

                                                                                           J. Hertrampf  (17.12.2010)