los!

Es geht los!

 

 

Johannes Hertrampf – 27.11.2016

 

 

Kurswechsel in Amerika? Die Präsidentschaftswahlen haben die USA und die ganze westliche Welt in eine tiefe Existenzkrise gestürzt.

 

 

Trump möchte die USA wieder groß machen – doch welches Maß legt er zugrunde? Wann besaßen die USA die Größe, die es wieder zurückzuholen gilt? In welche Vergangenheit geht er? Sucht er in der Zeit vor dem Wechsel ins Zwanzigste Jahrhundert oder sucht er danach? Wenn man etwas wiederherstellen will, dann schaut man zurück. Vor 100 Jahren schickten sich die USA an, die Weltherrschaft zu errichten. Erst hatten sie die FED gegründet, dann traten sie in den Ersten Weltkrieg ein. Seitdem waren sie nicht mehr aus der europäischen Politik wegzudenken. Europa war durch den Weltkrieg geschwächt, es begab sich gehorsam unter die Regie der USA und verlor seine dominante Stellung in der Welt und seine Souveränität. Es war froh, dass es unter die Fittiche der USA kriechen konnte, denn eine neue Gefahr wuchs in Europa heran, die Gefahr der sozialistischen Weltrevolution. Nach dem Umsturz in Russland schien sie nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Von Russland reichten die Fäden um die ganze Welt. Deutschland lag erschöpft am Boden, es hatte den Krieg verloren, die Monarchie war zerbrochen und die ehemaligen Kriegsgegner entluden ihren Frust über ihr Desaster auf Deutschland, mit Ausnahme Sowjet-Russlands. Deutschland wurde gedemütigt und isoliert wie kein anderes Land in  Europa. Auf sich allein gestellt, spürte es die Zange der beiden nach Weltherrschaft strebenden Mächte: USA und Sowjet-Russland. Beide konzentrierten sich auf Deutschland, denn Deutschland spielte eine Schlüsselrolle in ihrem Drang, Europa und die Welt zu beherrschen. Es sollte kein Entkommen mehr haben.

 

Welch ein Amerika schwebt Trump also vor? Hat er eine neue historische Perspektive im Auge? Das scheint nicht der Fall zu sein. Es ist nicht der befreiende Durchblick durch das vergangene Jahrhundert, der ihn antreibt, sondern der Zwang, die USA schleunigst aus der miserablen sozialen und ökonomischen Lage herausholen. Der Zusammenbruch des Kommunismus hat unerwartet den Abstieg der USA eingeleitet. Obama war seinerzeit ebenfalls mit dem Anspruch aufgetreten, die USA zu retten. Er sah die USA als einzig übrig gebliebene Führungsmacht in der Welt, der es gemeinsam mit den westlichen Industrieländern gelingen musste, ihren globalen Führungsanspruch durchzusetzen – gegen Russland und China. Aber Obama hatte sich verkalkuliert. Russland erholte sich und China nahm einen stürmischen Aufstieg. Drei Weltmächte üben heute einen nachhaltigen Einfluss auf das Geschehen in der Welt aus. Zwei gewinnen an Kraft, eine verliert. Diese Konstellation war abzusehen, aber sie wurde nicht ernsthaft erwogen. Die USA waren überzeugt, Russland in die Knie zu zwingen. Das, was heute eingetreten ist, hatten sie nicht in ihrem Programm. Anstatt sich an die Tatsachen zu halten, verfolgten sie die Variante der Unterwerfung Russlands. Europa, das sie als Verbündeten betrachteten, erwies sich als Fehlgriff. Europa ist keine Weltmacht und kann auch den Machtverlust der USA nicht kompensieren. Es dämmert der Anbruch einer neuen Ära, in den USA offensichtlich mehr als in Europa. Die USA haben sich und die ganze westliche Welt überschätzt. Die Führung ist sich uneins. Der eine Flügel ignoriert weiterhin die Realität und betreibt eine illusionäre Politik. Der andere Flügel konstatiert die Realität, die immer aussichtsloser wird und will einen Wechsel. Clinton oder Trump, in diesen beiden Präsidentschaftskandidaten personifizierte sich die Spaltung der herrschenden Kreise der USA.

 

Die Menschheit steht vor einem weltgeschichtlichen Umbruch, auch die USA. Diesen muß man im Kopf haben, damit die Politik nicht in eine Sackgasse gerät. Das große Problem ist dabei, dass hier Interessen aufeinander prallen. Die endgültige Entscheidung darüber ist noch nicht aktuell. Aber die heutigen politischen Prozesse steuern darauf hin, als wären sie von einer übernatürlichen Macht angetrieben. Die drängende gegenwärtige Frage ist: Wie können die drei großen Mächte, China, Russland und USA vernünftig miteinander umgehen und die bisherige Konfrontation durch Kooperation und gegenseitige Akzeptanz ersetzen? Wie können Misstrauen und Feindseligkeiten als Vorläufer eines militärischen Konflikts, der in einen dritten Weltkrieg mündet, für immer vermieden werden? Die Wendung der Konservativen in den USA in Richtung Neuorientierung der Politik ist in gewisser Weise überraschend. George W. Bush jun. hat sein Land in Verruf gebracht. Werden sie sich jetzt dauerhaft umorientieren und damit der Weltpolitik aus der Sackgasse heraushelfen? Es wäre ein riesiger Schritt nach vorn, wenn es den Großen Drei gelingen würde, die unselige Einheit von Großmacht und Führungsanspruch aufzulösen und der Menschheit ein friedliches Zusammenleben zu garantieren.

 

Obama hatte im Widerspruch zu seinen hoffnungsvollen Gedanken zu Beginn seiner Präsidentschaft die feindselige, kräftezehrende Haltung gegenüber Russland und China fortgesetzt und forderte diese Ausrichtung auch vom westlichen System insgesamt. Die politische Krise der USA und die europäische Krise in der EU sind aufs Engste verknüpft. Sie sind eine Krise in zwei Erdteilen. Der Grund ist der gleiche: das imperiale Auftreten gegen den Rest der Welt. Die Ängste der EU-Politiker und die Ängste der rückwärts orientierten Politiker in den USA stimmen überein – der weitere Verlust der Macht. Es ist heute offensichtlich, dass die von Obama betriebene Politik nicht der gesellschaftlichen Notwendigkeit entsprach, dass sie eine realitätsfremde Politik war, die nicht den Kräfteveränderungen in der Welt Rechnung trug. Damit soll nicht in Abrede gestellt werden, dass Obama auch humanistisch-illusionäre Absichten verfolgte. Er war kein Falke. Doch er wusste nicht den Weg, wie die Lebensinteressen des amerikanischen Volkes mit den Lebensinteressen aller Völker politisch umgesetzt werden konnten. Er fand den Schlüssel nicht, den Trump mit seiner auf Interessenausgleich gerichteten Forderung “Mach Amerika wieder großartig” gefunden hat. Ausschlaggebend ist letztendlich das Ergebnis seiner gesamten Amtszeit. Und das besagt: Obama ist gescheitert. Dessen ist sich die Mehrheit des amerikanischen Volkes und die amerikanische Führung bewusst. Obama setzte bis zuletzt auf die Karte der von den USA geführten Globalisierung. Das war sein Fehler, an dem er scheiterte. Trump setzt dagegen auf die Karte “Amerika zuerst”, auf das nationale Primat. Er sucht den Anschluss an die weltweite nationale Aufbruchbewegung. Um es auf den Punkt zu bringen: Trump bekennt sich zum Siegeszug der nationalen Vernunft. Hieraus erklärt sich auch die Hysterie seiner Gegner in den USA und in der westlichen Welt.

 

Aber war nicht dieses Denken schon bei Obama ausgeprägt bzw. Ist es nicht ein generelles Merkmal amerikanischer Politik? Ist nicht schon der Hegemonieanspruch mit dem Nationalgedanken bei Trump identisch? Nein, denn der Hegemonieanspruch ist nationaler Herrschaftsanspruch, ist die von den Herrschenden propagierte Überhöhung eines Volkes über die anderen Völker, indes Trump sich gerade von diesem Herrschaftsanspruch offensichtlich verabschieden will. Die USA sollen nämlich nicht mehr Weltpolizist sein. Sie sollen ihren Reichtum nicht mehr importieren, sondern im eigenen Lande produzieren. Trump sieht im amerikanischen Imperialismus ein Übel, das vor allem die USA zugrunde richtet und die Welt vor den Kopf stößt.

 

Trump möchte den endgültigen amerikanischen Absturz vermeiden und kündigte gravierende Änderungen an. Mit seiner Formel “Amerika zuerst” stellt er nicht nur das amerikanische Interesse an die Spitze, sondern lenkt er auch – und das unterscheidet ihn vom bisherigen imperialistischen Standpunkt – die Wiederbelebung der amerikanischen Schöpferkraft in den Mittelpunkt. Amerika zuerst bedeutet nicht Parasitismus, sondern Inspiration zu eigener Leistungsfähigkeit. Diese Denkrichtung ist neu und richtig. Sie ist der entscheidende  Unterschied zur bisherigen amerikanischen Politik.

 

Merkel hat kein Gespür für die sich ändernde Weltlage. Sie war schon Obama intellektuell unterlegen. Ihre hausbackene Geradlinigkeit bestand darin, dass sie den Satellitenauftrag Punkt für Punkt erfüllte. Sie machte nie deutsche Politik, sondern Politik gegen Deutschland und Europa, weil sie in dem Wahn lebte, sie müsse die westliche Welt retten. Anders lässt sich ihr arrogantes internationales Auftreten nicht verstehen. Hierin liegt wohl auch der Grund ihrer erneuten Kandidatur als Bundeskanzlerin und als Vorsitzende der CDU. Sie ist sich bewusst: „Diese Wahl wird wie keine zuvor – jedenfalls seit der deutschen Wiedervereinigung nicht – schwierig“. Schwierig für sie, weil sie gegen den immer stärker anschwellenden Strom schwimmt, bis sie von den Fluten weggespült wird. Sie sollte sich vor dem Spiegel fragen: Wie würdest du reagieren, wenn dich jemand zwingt, einen falschen Weg zu gehen? Sie darf sich nicht wundern, wenn sie sich zum Retter der westlichen Welt aufspielt, wird sie sich eines Tages dafür vor den Völkern verantworten müssen, nicht nur vor dem deutschen.

 

Es geht um die Anerkennung von Qualitätsumschlägen, die sich aus veränderten objektiven Bedingungen ergeben, deren Richtung durch die Bedingungen vorgegeben ist. Dieser Frage muss sich vor allem auch die Opposition stellen. Wer in Opposition steht, aber den Ausstieg aus der westlichen Zivilisation wie der Teufel das Weihwasser verneint, der wird bei aller Kritik von der herrschenden Politik eingeholt. Um das zu vermeiden, muß man sich auf die demokratische Alternative festlegen, nicht rechts, nicht links, sondern demokratisch. Merkel überzeugt nicht mit ihrer Bemerkung, sie hätte viel überlegt, sie hätte Erfahrung und möchte dem deutschen Volk dienen. Sie analysiert nicht, zieht keine Bilanz und gibt keinen Ausblick. Beschwörungen und persönliche Beteuerungen haben in der Politik nichts zu suchen.

 

Wie weit wird das amerikanische Establishment mitgehen? Wird es sich vom bisherigen Kurs verabschieden? Oder wird Trump scheitern wie schon Obama? Auf wen stützt sich Trump? Wird die militärische, ökonomische und finanzielle Führungsschicht in den USA Trump mehrheitlich unterstützen oder wird sie sich zurückhalten? Über eine organisierte demokratische Basis verfügt Trump nicht. Das Volk als  Entscheidungsfaktor spielt bei den Präsidentschaftswahlen eine Rolle, das zeigten die Wahlen. In der Zeit zwischen den Wahlen herrscht die finanzkapitalistische Oberschicht uneingeschränkt. Wird sie sich spalten in das Segment, das den alten Kurs fortsetzen will und in das Segment, welches einen neuen Kurs einleiten will und deshalb sich in Widerspruch zu den bisherigen innen- und außenpolitischen Strukturen stellt? Wenn Trump seine angekündigte Linie durchhält, wird er Unterstützung von der Industrie, vom Mittelstand und von der Mehrheit des Volkes erhalten, noch eindeutiger, als es bei der Präsidentenwahl schon war. Der Erfolg oder Misserfolg vom neuen amerikanischen Präsidenten wird letztlich davon abhängen, ob er den Einfluss der alten Führungsschicht zurückdrängen und den demokratischen Geist stärken kann.

 

Gelingt ihm das, dann löst er die Frage, wie die USA ihrem Niedergang entgehen und dem Menschheitsfortschritt starke Impulse verleihen können. Dann werden sie auch aktiv zum kooperativen Miteinander der drei Großmächte beitragen. Es gab in der Geschichte der USA schon einmal eine tiefgreifende Zäsur, die Ausgangspunkt für den wirtschaftlichen Aufstieg war. Das war die Abschaffung der Sklaverei. Der Mann, der diese Zäsur mit starker Hand führte, war Abraham Lincoln, ebenfalls Republikaner, der 16. Präsident der USA. Bei Wikipedia heißt es in dem Zusammenhang: ”Unter seiner Regierung schlug das Land den Weg zum zentral regierten, modernen Industriestaat ein und schuf so die Basis für seinen Aufstieg zur Weltmacht im 20. Jahrhundert.” Dieser Abschnitt könnte jetzt durch einen neuen abgelöst werden. Das wäre für alle Völker die beste Wendung. Auf Trump liegt eine große Hoffnung.

 

Die national-orientierte Opposition in Deutschland atmet auf. – Welche Folgen kann die Präsidentschaft Trump für Deutschland haben?

 

Die deutsche Nachkriegsgeschichte befand sich im Schlepptau amerikanischer Politik, war amerikanisch geprägt. Mehr noch: amerikanische Verhaltensmuster wurden für Deutschland obligatorisch, bis hin zu  Sprache, Lebensstil, Werbung. Die Amerikanisierung hatte schon in der Weimarer Republik eingesetzt und ist nach der Zeit des Nationalsozialismus mit Nachdruck forciert worden. Die USA waren der Richtungsgeber für die freie Welt. Die heutige deutsche Krise ist eine Folge dieser allseitigen, engen Abhängigkeit. Auf jeden Fall haben die USA bisher die deutsche Selbstbestimmung nicht gewollt. Eine Erneuerung Deutschlands steht folglich vor einer Riesenaufgabe nationalkultureller Analyse und Umbewertung. Und damit erhebt sich die Frage des methodologischen Vorgehens.

 

Auch in der deutschen Opposition kursiert die Überlegung: Gibt es einen Zustand in der Vergangenheit, an dem die Deutschen sich orientieren können, den sie wiedererlangen sollten? Erklärt werden kann sie aus dem Wunsch, eine verlässliche Antwort zu finden, sich auf etwas Erprobtes zu stützen, obwohl man sagen muss, dass auf diese Frage noch nie eine befriedigende Antwort gefunden wurde. Dennoch hat diese Frage einen positiven Sinn, denn wird nach etwas Bekanntem in der Geschichte Ausschau gehalten, werden die Kräfte gebündelt und wird das gegenwärtige Dilemma schärfer ins Auge genommen. Der geschichtliche Vergleich ist gewissermaßen ein Lehrstück zur Erkenntnis der Gegenwart. Es kann also gar nicht darum gehen, die Lösung in der Vergangenheit zu suchen, sondern die Lösung in der Gegenwart zu finden. Dazu muss der Blick nach vorn gerichtet sein. Es ist ein Gebot des rationalen Handelns, die Lösung aus der klaren Definition des aktuellen  Widerspruchs abzuleiten und die Gestaltungskraft der heutigen Generation zu entwickeln und freizusetzen.

 

Auch wir Deutschen haben ein historisches Ereignis, das wir zugrunde legen können, das ist die bürgerlich-demokratische Revolution von 1848 und das Entstehen der deutschen Republik 1918 als letzte höhere Form des Deutschen Reichs. Was wurde damals richtig und was wurde falsch gemacht? Wie entsprach die schöpferische Phantasie der Notwendigkeit, eine neue funktionierende Gesellschaft zu erfinden? Welche Widerstände gab es damals, welche gibt es heute? Die Opposition muss allen Bestrebungen, die Lösung in der Vergangenheit zu suchen, entschieden entgegentreten. Keine Kopien also. Eine solche rückwärtige Orientierung setzt an die Stelle der Zeitbezogenheit die Zeitlosigkeit. Und das ist wirklichkeitsfremd. Das Konkrete gilt nur eine Zeit lang.

 

Das Deutsche Reich war ein deutsches Staatsgebilde in der Zivilisation. Das Deutsche Reich war eine Herrschaftsform über das deutsche Volk. Das Deutsche Reich wurde nach der militärischen Niederlage der deutschen Wehrmacht von den Alliierten zerschlagen. Es wurden daraufhin von den Siegermächten zwei ihnen hörige staatsähnliche Konstrukte geschaffen – sie entstanden nicht auf Initiative der inneren Kräfte -, von denen das ostdeutsche mit dem Zusammenbruch des Kommunismus verschwand. Übrig blieb die westdeutsche, durch das Territorium der ehemaligen DDR vergrößerte, Staats-Imitation, welche sich heute in einer Existenzkrise befindet. Der Auffassung der Bundesregierung aus dem Jahre 2015, wonach die BRD die heutige Form des Deutschen Reiches ist, kann nicht zugestimmt werden, weil damit der Sinn der BRD als vorläufiger Staat in Abrede gestellt wird. Die BRD ist ein Konstrukt der westlichen Siegermächte, dessen Zeit abläuft. Und das Grundgesetz ist nicht die Verfassung des heutigen Deutschen Rest-Reichs, sondern die Grundregelung der westlichen Siegermächte für den von ihnen besetzten Teil Deutschlands. Ihre Absicht war es, Verhältnisse zu schaffen, die denen in ihren Ländern glichen. Das galt auch für den östlichen Teil. Ein Verweis auf die Feststellung Stalins, dass die Hitler kommen und gehen, aber das deutsche Volk, der deutsche Staat bleiben bestehen, kann nicht als Beleg dienen, dass Stalin die Fortexistenz des Deutschen Reiches im Auge hatte, sondern die Zusammengehörigkeit von Volk und Staat meinte. Kein Volk ohne seinen Staat, denn der Staat ist die elementare Organisationsform des Volkes. Die Schaffung eines deutschen Staates, beruhend auf einer deutschen Verfassung, sind daher vor uns liegende Aufgaben.

 

Der neue deutsche Staat kann nicht eine Auferstehung des Deutschen Reiches sein. Die Gesellschaftskrise der BRD muss zum Abwerfen der Modulation von Fremdherrschaft führen, dem danach eine nationale Staatsgeburt folgt. Das oberste Merkmal des neuen, eigenen deutschen Staates ist die Volkssouveränität, die sich in Parlamenten und außerhalb der Parlamente manifestiert. Man kann daher auch kurz diesen Staat als Volksstaat bezeichnen. Volksstaat und Nationalstaat sind insofern identische Begriffe. Der Volksstaat kann nur ein Nationalstaat sein, der aber nicht ein Herrschaftsinstrument gegen das eigene Volk ist. Wenn er aber nicht Herrschaftsinstrument gegen das eigene Volk ist, was ist er dann? Er ist das vom Volk eingesetzte  Verwaltungsorgan. Er ist die in Ebenen gegliederte Selbstverwaltung des Volkes. – Die Deutsche Verfassung schaffen, so wie die Siegermächte das im Grundgesetz vorgesehen hatten und einen Friedensvertrag mit den ehemaligen Feindstaaten abschließen, sind Schritte zur endgültigen Beendigung der deutschen Nachkriegsverhältnisse, sprich, Schritte zur Abschaffung der bis heute dauernden Modulation von Fremdherrschaft. Dieser deutsche Volksstaat soll den Deutschen den Weg öffnen in die nachzivilisatorische Ära. Die Erfahrungen und Fähigkeiten von den Statthaltern der Nachkriegsordnung sind dafür nicht nützlich.

 

Trump stellt das Eigeninteresse der USA in den Mittelpunkt.

 

Und die Deutschen sollten Trump vor allem danach bewerten, in welchem Maße er ihr Eigeninteresse respektiert. Auf jeden Fall müssen sie sich auf einen Politikwandel der USA einstellen und ihre Chancen frühzeitig erkennen und nutzen. Nachdem in Deutschland eine Hass- und Hetzkampagne gegen Trump geführt wurde, muss jetzt schleunigst umgedacht werden. Und daran hapert es. Obama wurde verschlafen. Trump zu verschlafen, hieße, Deutschland abzuschreiben.

 

Trump ist für Amerika da, er muss im Interesse des amerikanischen Volkes handeln. Der Rückhalt durch das eigene Volk ist entscheidend. Doch auch der Rückhalt durch die Europäer, speziell der  Deutschen, ist für ihn von großem Gewicht. Statt Argwohn und Gegnerschaft muss ein sachlicher Umgang gepflegt werden, denn es geht um den Ausweg aus der gemeinsamen Krise. Im Unterschied zu den Großmächten China und Russland befindet sich die von den USA geführte westliche Welt auf dem absteigenden Ast. Obama ist es nicht gelungen, diese Bewegung umzukehren. Ein Teil des Establishments sucht einen Ausweg, der andere Teil will offensichtlich den bisherigen Weg fortsetzen. Die westliche Welt ist gespalten: weiter wie bisher oder Veränderung? Trump steht objektiv vor der Aufgabe, an der Obama gescheitert ist, unabhängig davon, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht. Die Gefahr eines Weltkrieges ist mit Trump geringer als mit Clinton. Die westliche Welt muss ihre Abwärtsbewegung beenden und ihr ökonomisches und kulturelles Potential in eine globale Friedensordnung einbringen. Jegliches Hegemoniestreben ist auszuschließen, ebenso jegliche Bevormundung, auch untereinander. Die Forderung nach einer Festung Europa ist unsinnig, denn Europa hat keine äußeren Feinde. Alle Feindseligkeiten von heute sind vor allem das Werk der westlichen Welt selbst.

 

Warum sympathisierten die deutsche Regierung, die EU-Führung und die Mehrheit der EU-Staaten mit  H. Clinton?

 

Hier sei ein Vergleich zum Verhältnis DDR – Sowjetunion angeführt. Als die Lage seinerzeit in der Sowjetunion zu kriseln begann, gab es seitens der DDR-Führung Vorbehalte gegenüber Gorbatschow. Seine Politik wurde als Tapetenwechsel diskreditiert. Die unerschütterliche Treue zu den Ideen des Marxismus-Leninismus wurde betont, gemeint war das Festhalten an dogmatischen Positionen. Die DDR-Führung war nicht bereit, sich den Veränderungen beim “Großen Bruder” anzuschließen, was die nachfolgende Entwicklung stark beeinflusste. Die Angst vor dem Machtverlust verhinderte die Öffnung zum Reformkurs. Die Folge war, dass sich die Ereignisse überschlugen, als klar wurde, dass die Sowjetunion die DDR in die Freiheit entlassen würde, also keine Panzer zur Aufrechterhaltung der alten Ordnung schicken würde. Wird sich in etwa dieses Szenario wiederholen? Einerseits fehlt der BRD-Führung die Beweglichkeit, andererseits wird sie ebenfalls von der Angst getrieben, sich für widersinnige Politik im Innern und in der EU verantworten zu müssen. Dass ein reinigendes Gewitter bevorsteht, darüber kann es keinen Zweifel geben.

 

Wird Trump den Weg gehen, den Gorbatschow ging und die Deutschen zur Selbstbestimmung auffordern? Von Obama war das zu keiner Zeit zu erwarten. Er sprach sich gegen ein selbständiges Deutschland aus. Er wollte die Hegemonie der USA unbedingt erhalten. Die Gewährung des Rechts auf nationale Souveränität ist die hauptsächliche Frage, die aus deutscher Sicht an Trump gestellt werden muss. Je nachdem wie die Antwort ausfällt, wird sich zeigen, wie ernsthaft sein Kurswechsel gemeint ist. Von den Ansätzen her kann man optimistisch sein. Trump könnte das westliche Vasallentum abschaffen wie A. Lincoln die Sklaverei. Das wäre eine weltgeschichtliche Leistung.

 

Es ist bezeichnend für Obama, dass er als noch amtierender Präsident die Verunglimpfung Trumps durch die deutschen Medien und die deutsche Politik, die bis zum Vorwurf faschistischer Gesinnung reicht, nicht öffentlich anprangert. Das deutet darauf hin, wie tief der Graben ist. Die demokratisch-nationale Opposition in Europa kann dazu beitragen, einen Konflikt in den USA zu vermeiden.

 

Geht für Deutschland eine lange Zeit der Irrungen und Wirrungen zu Ende? Können wir endlich zeigen, dass wir nicht so sind, wie wir hingestellt werden, nicht zuletzt von den eigenen Politikern und Parteien?

 

Unsere Hoffnung ist begründet.

 

 

 

Johannes Hertrampf – 27.11.2016